Freitag, 14. März 2014

[GxB] Das Liebesleben japanischer Teenager

Ich bin ja grundsätzlich sehr zufrieden mit meinem rollenspielerischen Umfeld. Es gibt kaum ein Spiel, für das ich keine Mitspieler zum Ausprobieren finde. Falls doch mal ein Spiel dabei ist, dass abgelehnt wird (oder bei dem ich gar nicht erst fragen brauche – ich kenne ja meine Pappenheimer), gibt es immer noch die Tanelorn-Treffen. Und inzwischen kenne ich auch einen Kreis indie-interessierter Dramafreunde auf der Drachenzwinge.

Mit Teilen der Besetzung, mit der ich bereits zwei großartige Monsterhearts-Runden spielen konnte, haben wir vor kurzem GxB – Girl x Boy von Atarashi Games ausprobiert. Eigentlich wollten wir die Blood of Misty Harbor-Kampagne zu Ende spielen, aber der SL konnte nicht. Also wurde kurzerhand ein weiterer Freiwilliger gefunden und nach einigem hin und her und einer Terminverschiebung war es dann so weit.

Damit das hier kein reiner Spielbericht wird, beginne ich mal mit einer kurzen Zusammenfassung bzw. Rezension von GxB:

Das Spiel ist einer japanischen Dating Sim nachempfunden. Momoko ist neu an der Atarashi High School (dem generischen Setting für alle Anime-Spiele von Atarashi Games) und hat beschlossen, das es an der Zeit ist, sich zu verlieben. Für dieses Unterfangen kommen drei Mitschüler in Frage. Der Bad Boy Ichigo, der Streber Takemichi und die Jahrgangssprecherin Risa.

Also geht Momoko auf drei Dates. Während jedes Dates dürfen die beteiligten Spieler nur in Charakter reden oder die Handlungen ihrer Charaktere beschreiben. Die anderen beiden Spieler fungieren als Spielleiter für die jeweilige Szene und sind dafür verantwortlich, das allerlei peinliches Geschieht. Immer dann, wenn ihr Date etwas romantisches, nettes, lustiges oder sonst wie bemerkenswertes tut, vergibt die Spielerin von Momoko eine Spielkarte. Derjenige Charakter, der am Ende die meisten Herzkarten erhalten hat, ist Momokos Auserwählte(r).
Der Umschlag von GxB lässt keine Fragen offen

Das ist im Prinzip auch schon das ganze Spiel. Die Regeln kommen als voll farbiges Softcover daher, im Format 26x14cm. Die Seiten sind wie ein Schulblock aufgemacht, die Illustrationen sind allesamt charmante Manga-Zeichnungen. Mit nur 24 Seiten ist das Heft etwas dünn, aber bei einem Preis von 9,95€ (beim Sphärenmeister) finde ich das in Ordnung. Das Pdf kann man bei DrivethroughRPG teilweise günstiger bekommen.

Pluspunkte sind die Charakterkarten am Ende des Buchs, die es auch als Download auf der Herstellerseite gibt, sowie die Zusammenfassung der Regeln in Comicform – übrigens ein Feature aller Atarashi-Anime-Spiele.

Aber genug der Vorrede, wie ist es im Spiel gelaufen?

Nach einer kurzen Erklärung wurden die Rollen verteilt. Momoko wurde von Nocturama übernommen, Risa von Narrenspiel, Ichigo von Harekrishnaharerama und Takemichi von mir. Das Spiel lief über den Teamspeak-Server der Drachenzwinge, für den Spielkarten-Mechanismus haben wir Roll20 verwendet.

Momoko entschloss sich als erster, Takemichi auf ein Date einzuladen. Die Spielerin von Momoko entscheidet immer, ob sie selbst einlädt, oder eingeladen wird. In diesem Fall fragte sie Takemichi nach der Schule, ob er sie nach Hause begleiten wolle. Nach der Einladung legt die Begleitung drei Aktivitäten für das Date fest. Takemichi lud Momoko ein, ihn zur Hausaufgabenhilfe zu begleiten, die er nach der Schule geben musste. Danach könnten sie in einer Bäckerei vor der Schule etwas essen, bevor er sie nach Hause begleiten würde.

Sobald es los ging, legten Narrenspiel und Hare auch gleich mit den Komplikationen los. Der Schläger Kato saß in der Hausaufgabenhilfe und machte Ärger, und eine Lehrerin erzählte Takemichi von einer tollen Gelegenheit, den Mathewettbewerb zu gewinnen, wenn er länger bliebe um zu üben. Nebenbei war Zeit für viel „teenage awkwardness“ und hochrote Köpfe. Das wurde auch nicht besser, als die beiden die Bäckerei erreichten, in der Takemichis Mutter mit einer Nachbarin und deren Tochter Kaori saß. Scheinbar sollte Takemichi mit Kaori verkuppelt werden, der ließ diese aber stehen, um Momoko zu begleiten. Auf dem Rückweg – im strömenden Regen – rettete Takemichi noch eine Katze und lief mit Momoko vor Kato und seiner Gang weg.

Am Ende des Dates geben die beiden „Spielleiter“ Momoko zwei Handlungsoptionen: Eine ist ein Bisschen peinlich, bringt die beiden Datenden sich aber näher, die zweite ist abweisend. Je nachdem, was Momoko auswählt, gibt es Zusatzkarten oder es werden Karten abgezogen. Momokos Optionen nach dem ersten Date waren einerseits den durchnässten Takemichi vor ihrer Haustür stehen zu lassen, andererseits ihm ihre Jacke mitzugeben. Momoko entschied sich für letzteres, was drei zusätzliche Karten für Takemichi brachte. Mit 8 Herzen legte Takemichi einen großen Vorsprung vor.

Date zwei fand mit Risa statt. Die Jahrgangssprecherin fragte Momoko, ob sie mit ihr zum Kirschblütenfestival gehen wolle – unter dem Vorwand, das sie dort eine Menge ihrer Mitschüler kennen lernen könne. Auf dem Festival stießen die beiden aber auf die Freundinnen von Risa, zu denen auch Kaori gehörte. Die war immer noch sauer wegen des Zwischenfalls mit Takemichi und wollte Risa dazu bewegen, Momoko allein zurück zu lassen. Risa setzte sich aber für Momoko ein und so machten die beiden sich daran, den Tag zu genießen. Ein Zwischenfall beim Kleider anprobieren – neues Kleid plus Eiskugeln vertragen sich nicht – ging es zur nächsten Aktivität.

Risa sollte mit ihrer Band beim Festival auftreten. Aber es gab Probleme mit Make Up und Kleidung, die Momoko lösen könnte. Als dann auch noch die Technik streikte, legte Risa eine Unplugged-Spontannummer für Momoko hin. Als die beiden endlich beim abendlichen Feuerwerk beieinander saßen, waren Momokos Optionen sich von Risa umarmen zu lassen und sich an sie zu schmiegen, oder aber vor dem physischen Annäherungsversuch zurück zu schrecken. Auch hier entschied sich Momoko für die positive Option. Allerdings konnte Risa trotz vieler verdienter Karten nur vier Herzen verbuchen.

Auf ging es zu Date Nummer Drei. Ichigo lud Momoko zum Volleyball spielen nach der Schule ein. Die übrigen Aktivitäten waren dem Bad-Boy-Image angemessen: Nacht unter Momokos Fenster auftauchen und heimlich Schwimmen zu gehen. Aber zuerst stand Volleyball auf dem Programm, und natürlich gehörte Kaori zu den Mitspielerinnen. Diese ließ sich darüber aus, das sie am letzten Wochenende so viel Spaß mit Ichigo gehabt habe und konnte sich wiederum einige schnippische Bemerkungen über Momoko nicht verkneifen. Als Ichigo sie abblitzen ließ, schmetterte sie Momoko den Ball an den Kopf. Beim Versuch, Momoko zu beschützen, landete Ichigo dann prompt auf der am Boden liegenden Mitschülerin...

Schnitt in die Nacht. Momoko steht peinlich berührt im Nachthemd am Fenster, lässt sich von Ichigo aber überreden, mit zum Schwimmen zu fahren. Während die beiden mit dem Moped unterwegs waren, trafen sie auf Ichigos Freunde, die einige anzügliche Bemerkungen fallen ließen, die Momoko sehr zusetzten. Ein Anruf von Kaori, die Ichigo zu sich nach Hause einlud, und ein sich ankündigendes Gewitter erschwerten die Situation weiter. Die Szene am Badesee war dann einerseits so herrlich peinlich, wie es nur Teenie-Liebesgeschichten sein können, andererseits aber so witzig, das ich lachend am PC saß. Als die beiden Schüler schließlich im strömenden Regen vor Momokos Haus standen, waren ihre Optionen Ichigo in ihrem Zimmer übernachten zu lassen, oder ihn nach Hause zu schicken. Und auch hier entschied sich Momoko für die positive Variante, was Ichigo auf insgesamt fünf Herzkarten brachte.

In der Szene am Badesee hatten wir übrigens eine interessante Entwicklung. Während die Dates mit Risa und Takemichi sehr „vanilla“ waren, schwang hier schon unterschwellig das Thema Sex mit. Wohl dadurch bedingt war ein Vorschlag für Momokos Handlungsoptionen am Dateende, das sie und Ichigo miteinander schlafen würden. Darüber mussten wir ein wenig diskutieren, da das einerseits nicht so recht zu Nocturamas Darstellung von Momoko passte, andererseits die lockere Grundstimmung radikal verändert hätte. Aber dank der Mitspieler, die alle an einem Strang zogen, war das schnell zu unserer aller Zufriedenheit geklärt.

Blieb nur noch die Szene, in der Momoko ihrer wahren Liebe genau diese gestand. Mit acht Herzen war Takemichi der klare Sieger, obwohl sein Date eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung diverser Debakel bestand. Nach der Schule überreichte eine nervöse Momoko Takemichi einen selbstgezeichneten Manga, in dem sie ihm ihre Liebe gestand. Jetzt hat der Spieler den Regeln nach die Möglichkeit, Momoko abzuweisen, aber das passte einfach nicht zur Stimmung. Also zeichnete Takemichi in das letzte Panel, das noch frei war, ein Bild von den beiden, wie sie Händchen hielten. Und gemeinsam verließ das frischgebackene Paar die Schule...

Mein Fazit: GxB ist thematisch sicher sehr speziell. Die Spieler müssen genau das wollen, was das Spiel vorgibt. Eine Grundstimmung, die light hearted und komisch daher kommt, mit ein paar peinlichen Momenten und ein wenig Romantik angereichert. Die Regeln bieten keine Regeln, um diese Stimmung zu forcieren, sondern nur den Rahmen für die Handlung. Wenn die Spieler dann nicht auf der gleichen Wellenlänge sind, kann das Spiel sicherlich auch entgleisen.

In dieser Runde war das nicht der Fall und ich bedanke mich bei meinen Mitspielern für einen Abend mit viel Gelächter und Teenie-Drama. Das Spiel ist eindeutig für Fans von Animes wie Princess Princess, Ah! My Goddess oder TokyoMarble Chocolate gemacht. Wenn ihr zur Zielgruppe gehört, lohnt sich ein Blick auf jeden Fall.