Eine kleine Anekdote am Rande. Letzten Sonntag traf meine Buffy-Runde wieder zusammen, um ein einige Wochen davor begonnenes Abenteuer zu Ende zu spielen. Die Runde findet im Teamspeak auf dem Server der Drachenzwinge statt.
Allein die Rahmenbedingungen waren schon besonders: Da eine Mitspielerin (die für dieses Abenteuer die SL-Rolle übernahm) derzeit in China ist, war es quasi eine Brunch-Runde. Treffen um 11 Uhr im TS und dann locker in den Nachmittag hinein gespielt. Morgens bei einer Tasse Tee gemütlich ins Spiel zu finden, das kann ich mir gerne öfter geben. Wird wohl so wiederholt, fürs nächste Mal besorge ich mir Brötchen.
Aber zur eigentlichen Anekdote. Es wird ein paar Absätze nach „Ich erzähle euch von meinem Charakter“ klingen, aber ich habe einen Punkt, auf den ich hinaus möchte. Ich bitte also um ein klein wenig Geduld.
Ich spiele in der Runde die Jägerin, Madeleine „Maddy“ Simard, 15 Jahre alt, High School-Schülerin in der kalifornischen Kleinstadt Lilyvale. Maddy ist vorlaut, sehr von sich selbst überzeugt und ein absolutes Fashion Victim. Sie ist Frankokanadierin und erst vor kurzem in die Kleinstadt gezogen.
Nun hat es sich ergeben, das der Watcher, der sie dort erwarten sollte, bereits von einem unbekannten Big Bad getötet worden war. Deswegen war Maddy in den ersten Abenteuern auf ihr Urteilsvermögen und das ihrer Freunde angewiesen. Auch schön, aber ein wenig Hilfe kann einer frischgebackenen Jägerin nun nicht schaden.
Im laufenden Abenteuer hatte sich ein neuer Watcher angekündigt, Mr. Jamil Adisa. Das erste Treffen konnte nicht statt finden, da einer Gruppe chinesischer Dämonen ein Mädchen entführt hatte. Nach der Rettung und einem unfreiwilligen Aufenthalt im Krankenhaus wegen einer gebrochenen Nase konnte, war am Treffpunkt natürlich niemand zu finden. Ein Brief forderte die Jägerin auf, sich am nächsten Tag bei ihrem neuen Watcher zu melden.
Also Schule hinter sich gebracht und ab dafür. Die Begrüßung war frostig. Aus Maddys Sicht gänzlich unhaltbare Kritik am verpassten Treffen wurde geäußert. Nun, da reagiert man schnippisch. Alles in allem nicht unbedingt ein vielversprechendes erstes Treffen.
Dazu kommen Stundenpläne und Anweisungen, mit der die kostbare Freizeit eingeengt wird. Zitat Mr. Adisa: „Ich erwarte von meinen Jägerinnen...“
Na, denke ich mir als Spieler, das kann man jetzt schön ausnutzen. Wie viel Erfahrung wird der Kerl schon haben? Maddy müsste ja seine erste Jägerin sein. Die nötige Öffnung für die Auflehnung gegen seine Befehle ist gefunden.
Los gehts. Ich paraphrasiere den folgenden Wortwechsel mal:
Maddy, siegessicher und überlegen: „Eine Frage, wenn es erlaubt ist? Ihre wievielte Jägerin bin ich eigentlich?“
Mr. Adisa: „Meine zweite.“
Bam. Gänsehaut. Ein simpler Satz konfrontiert die junge Jägerin mit ihrer Sterblichkeit. Drama, Drama Drama. Um so wirkungsvoller, weil ich als Spieler komplett unvorbereitet ins offene Messer gelaufen bin.
So mag ich Rollenspiel. Ich spiele gerne „heldige“ Charaktere, die auch Wertetechnisch was reißen können. Aber der Charakter braucht genau solche zentralen Konflikte, die ihn endgültig spielenswert machen. Ansätze für Verzweiflung, Trauer, emotionale Narben, die den späteren Erfolg umso größer werden lassen, weil man nicht nur den Gegner besiegt oder das Abenteuer gemeistert hat, sondern auch der Charakter über sich selbst triumphieren konnte, er über sich hinaus gewachsen ist.
Zudem war es ein wahnsinnig buffyesker Moment, der dem zentralen Konflikt der ersten Staffel sehr nahe kam: Buffys Auflehnung gegen ihre Bestimmung, angetrieben von ihrer Angst vordem Tod. Das freut mich als bekennenden Fan der Serie natürlich besonders.
Giles: "Buffy, if the Master rises..."
Buffy: "I don't care! I don't care. Giles, I'm sixteen years old. I don't wanna die."
Buffy: "I don't care! I don't care. Giles, I'm sixteen years old. I don't wanna die."
- BtVS, 1.12 Prophecy Girl
Gepaart mit einem abschließenden Kampf, der meiner Jägerin zum ersten Mal an den Rand einer Niederlage gebracht hat, war der Tag also ganz großes Kino. Anne, unsere Spielleiterin, hat sich hier wirklich meinen Applaus verdient. Mit Gespür für die Charaktere und einigen einfachen Techniken hat sie es geschafft, aus dem „Monster of the week“ ein bedeutungsvolles Gefecht mit viel Potential zu machen. Da kann ich mir noch was für die heimische Runde abgucken. Daumen hoch!