Mittwoch, 15. Dezember 2010

Might and Reason – Vorbereitungen

Derzeit werden meine Vorbereitungen konkret, um mit Might and Reason Linieninfanterie zu schubsen. Nach Flames of War wird das mein zweiter Versuch an einem historischen Spiel, wobei ich FoW doch eher als Tabletop, M&R hingegen als Wargame bezeichnen möchte. Letzteres bildet einfach die Eigenheiten der Kriegsführung Mitte des 18. Jahrhunderts sehr präzise ab (bleibt da aber verständlich und spielbar), während FoW die Spielbarkeit in den Vordergrund stellt.

Da es nun historisch wird, habe ich ein wenig Recherche angestellt. Man will dem Zeitalter ja gerecht werden, selbst wenn es nur um Uniformen und Fahnen geht. Ein guter Startpunkt im Internet war für mich das Wiki von Kronskaf – Project SYW. Hier findet man nicht nur gute Übersichtsartikel und Links, sondern auch Farbtafeln mit Uniformen und Fahnen verschiedener Regimenter. Für die Bemalung der zukünftigen Armee gibt es dort mehr als genug Informationen.

Für den Überblick habe ich mir das Buch „Der Siebenjährige Krieg“ von Marian Füssel besorgt. Ein Taschenbuch aus der Beck'schen Reihe, deren historische Serie ich jedem Interessierten nur ans Herz legen kann. Damit konnte ich mir angenehm erste Einblicke nicht nur in den europäischen Kriegsschauplatz anlesen, sondern auch in die Ereignisse in Indien, der Karibik und Nordamerika.

Bereits vor meinen ersten Recherchen stand für mich fest, dass ich die Franzosen spielen wollte. Ich bin da einfach frankophil. Außerdem gefiel mir die Idee, eine Armee aus weißberockten Infanteristen ins Feld zu führen. Die Recherche machte mir schnell klar, auf was ich mich da einließ.

Zum einen stellten die Franzosen die größte Armee ihrer Zeit. Mit etwa 500.000 Soldaten unter Waffen während des Krieges war die französische Armee größer als die russische, die etwa 330.000 Mann zählte. Vergleicht man die Zahl mit der Größe der englischen Armee, die mit 170.000 Mann Kriegsstärke an allen Fronten nahezu alle Ziele gegen die Franzosen durchsetzen konnte, merkt man, dass in Louis' Armee etwas im Argen gelegen haben muss.

Namentlich kann man viel auf das Offizierscorps zurück führen. Die Regimenter gehörten nicht dem König oder dem Staat, wie es in Preußen oder teilweise in England der Fall war. Adlige stellten ihre Truppen selbst auf und Beziehungen und gesellschaftlicher Rang waren bestimmende Faktoren in der Aufstellung einer Armee.

Soweit zum Hintergrund. Wie schon geschrieben, bilden die Regeln von Might and Reason die Kriegsführung so genau wie möglich ab. Das geht so weit, dass man sich einen entsprechenden Befehlshaber aus einer Liste aussucht. Die Preußen können also durchaus Seydlitz oder Friedrich II. wählen. Den Franzosen fehlen solche Illustren Namen. Von den vier Qualitätsstufen für Befehlshaber, Great, Good, Average und Poor, stehen den Franzosen nur Average und Poor zur Verfügung. Da mit ansteigender Kompetenz die Armeepunkte weniger werden, sind französische Armeen also notwendigerweise größer.

Der Befehlshaber kann aber nicht die ganze Armee befehligen. Eine Armee, die mit 50.000 Mann und mehr in einem Gelände aufgestellt ist, das Hügel, Wälder und Dörfer umfasst, braucht Befehlshaber vor Ort. Diese Sub-Commanders werden nicht ausgewählt und mit Armeepunkten gekauft. Vielmehr muss der Spieler seine Armee in „Forces“ aufteilen, die jeweils einen eigenen Sub-Commander erhalten. Dessen Fähigkeiten werden nach armeespezifischen Tabellen ausgewürfelt. Man kann sich nicht aussuchen, wen man an welcher Stelle einsetzt.

Mit diesen Problemen im Hinterkopf habe ich mich an die Armeeplanung gemacht. Dabei habe ich auf zwei Dinge geachtet:
  1. Optik. Regimentsfahnen und -uniformen sollten ansprechend aussehen. Schließlich spielt das Auge mit. Und die Franzosen haben sich einige sehr, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftige Fahnen geleistet.
  2. Plausibilität. Die Regimenter in meiner Armee sollen vom gleichen Kriegsschauplatz stammen und möglichst auch zusammen gedient haben.
Für die Plausibilität habe ich mich auf die Aufstellung der Franzosen unter dem Marquis de Contades bei der Schlacht von Minden (1. August 1759) gestützt. Die Zahl der versammelten Truppen ist groß genug, um eine Auswahl zu ermöglichen und um optisch weniger ansprechende Truppen außen vor zu lassen.


Die Schlacht von Minden am 1. August 1759 endete schon in den Morgenstunden mit einer Niederlage der französischen Rheinarmee unter Contades. Acht Bataillone der Brigade von Spörcken marschierten entgegen der Befehle der Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel voran und besiegten die Kavallerie der Franzosen, was den Zusammenbruch der französischen Linie einleitete

Nebenbei wird mein Mitspieler Christian die hannöverschen Truppen ins Feld führen, wofür Minden eine ausgezeichnet Wahl ist. Selbst dann, wenn man sich vor Augen hält, dass sechs britische Bataillone ausgereicht haben, nahezu die gesamte französische Kavallerie zurückzuschlagen und die Schlacht in etwas zwei Stunden zu entscheiden. Aber von so einem Omen lässt man sich ja nicht abschrecken.

Bisher ist die Infanterie-Auswahl getroffen. Kavallerie wird folgen, sobald ich das erste Testspiel hinter mir habe. Das wird diesen Freitag unter schwerem Proxy-Einsatz stattfinden. Dann werde ich auch wissen, wie viel Artillerie sich lohnt.

Als Befehlshaber werde ich nicht Contades nutzen, der in den Regeln völlig zurecht als Poor geführt wird. Stattdessen werde ich Victor François Duc de Broglie wählen, der immerhin auf Average kommt. Damit stehen mir 220 Armeepunkte zur Verfügung, von denen ich maximal 80 Punkte für Kavallerie ausgeben darf.

Meine Infanterie:

Grenadierregimenter (je 10 Punkte)

„Foreign“ Regiments (je 8 Punkte)

Französische Linienregimenter (je 7 Punkte):

Das sind vorerst 122 Punkte in Infanterie in 17 Einheiten. Damit wäre noch Platz für 78 Punkte Kavallerie und 3 Batterien schwerer Artillerie. Mehr dazu, sobald die ersten Testspiele gelaufen sind.