Ich möchte das
(rollenspielerische) Jahr mit einem Bericht über eine grandiose
Spielrunde abschließen. Lange war ich nach dem Spiel nicht mehr so
geflasht wie gestern. Umso besser, dass diese Begeisterung zum
Jahresende kommt. Hoffentlich reicht sie bis ins neue Jahr, so das
ich ebenso motiviert weiter machen kann.
Ich durfte während der
Entstehung zwei oder drei unterschiedliche Version Anspielen. Eine
Minikampgane unter anderem beim Autoren selbst. Und seit dem ersten
Testspiel bin ich großer Fan dieses Kleinods, das sich der
Vollendung nähert und hoffentlich bald für die Allgemeinheit
zugänglich sein wird.
Werbung Ende. Da ich
netterweise die aktuelle Version von Danger Zone erhalten habe, habe
ich es spontan für einen nachweihnachtlichen One Shot verwendet. Mit
dem Titel...
Space Adventures – Einst
herrschte die Sternenkaiserin von Enor mit Hilfe der
Mondpriesterinnen über das bekannte Universum. Doch als das
Kaiserreich zerbrach, begann der Niedergang der verschiedenen Völker.
Dann kamen die T'Kaer. Vor
wenigen Jahren unterwarfen diese echsenartigen Krieger den bekannten
Raum, den sie seither mit blanker Gewalt beherrschen. Im verborgenen
hoffen die wenigen Widerstandskämpfer darauf, dass die sieben
Kronregalien der Kaiserin wieder vereint werden und eine Nachfahrin
der letzten Sternenkaiserin gefunden werden kann.
Damit Enor wieder
aufersteht, und mit ihm die Freiheit!
Der Charakterbau dauert
nach Danger Zone nur ein paar Minuten, mit Erklären haben wir etwa
10-15 Minuten benötigt. Die fertigen Charaktere waren:
Sir George of Westbury –
Menschlicher Adliger. Dandy, hat seinen Dienst in der Raummarine
abgeleistet, seitdem treibt er sich herum und verprasst sein Geld.
Bestimmung: Erster Ritter der Sternenkaiserin von Enor zu werden.
Captain Nathan Hawke –
Menschlicher Pirat. Vom Typ her Gentleman-Pirat, der sich bereits
einen Ruf als berüchtigter Verbrecher erarbeitet hat. Bestimmung:
Der Berühmteste Held im ganzen Sektor zu werden.
Cuthbert Collins-Sotoko –
Menschlicher Abenteurer/Entdecker. Etwas abgerissen, erkundet das
Universum, hat mystische Fähigkeiten. Bestimmung: Die Kronregalien
von Enor wieder zu finden.
Zum Start gab ich den
Spielern ein paar NSCs vor, aus denen sie alte Bekannte auswählen
sollten. Nachdem wir noch einige Vernetzzungen besprochen hatten –
unter anderem, dass die Charaktere sich seit ihrer Kindheit kannten -
konnte es auch schon losgehen.
Der letzte Flug der Star of Canterby
An Bord des zivilien
Liners Star of Canterby hatten sich die Charaktere zufällig wieder
getroffen, während sie zusammen auf dem Weg ins Davenport-System
waren. George und Cuthbert hatten Gerüchte gehört, dass die ihnen
bekannte Abenteurerin Lady Jenny Solvington eine Expedition
ausrüstete, um die Krone der Sternenkaiserin zu suchen. Cuthbert
hoffte auf eine lukrative Anstellung, George wollte seiner alten
Rivalin ihr Geheimnis abluchsen. Nathan dagegen war von General
Donnalson, einem Widerstandskämpfer, für den er Waffen besorgt
hatte, gebeten worden, diesen Gerüchten auf den Grund zu gehen.
An Bord des Liners befand
sich auch eine merkwürdige Gruppe aus enorischen Dienerinnen, die
jeden Tag hochklassiges Essen aus der Messe abholte und in eine
Luxussuite brachten. Neugierig folgte die Gruppe ihnen. Vor einer
bewachten hielten die Dienerinnen an, während die Wachen das Essen
untersuchten. Unter der silbernen Warmhalteglocke kam ein Hamburger
mit Pommes zum Vorschein. War hier mächtiger Teenager unterwegs,
fragte sich George.
Doch bevor man das
ergründen konnte, wurde das Schiff gewaltsam aus dem Hyperraum
gerissen. Durch die Glasfront der Nobelquartiere war ein
T'Kaer-Kriegsschiff zu sehen, das nun das Feuer eröffnete. Während
die Star of Canterby unter dem Beschuss erbebte, flogen
Angriffshuttles auf die Hangars zu.
Aus der Suite kam eine
Gruppe Enorianer gerannt. Fünf Dienerinnen in priesterartigen Roben,
drei Leibwächter und eine Vierzehnjährige im schlabbrigen
Jogginganzug. Das Mädchen wurde von einer menschlichen Frau
begleitet, die Cuthber erkannte – Es war seine Schwester, Kimari
Sotoko, die schon länger als Kindermädchen für reiche Familien
arbeitete.
Cuthbert machte sie auf
sich aufmerksam. Gemeinsam wollten beide Gruppen versuchen, die
Rettungsshuttles zu erreichen, als schon die ersten T'Kaer-Marines
aus den Hangars stürmten. Der Trupp aus zehn Mann war aber kein
Hindernis für unsere Helden. Für ein paar markige Sprüche und
einen gefallenen Kronleuchter war noch genug Zeit. Sie enterten eines
der Angriffshuttles und flohen vom Schiff.
Nathan hatte das
angreifende Kriegsschiff erkannt. Es war das Flaggschiff von General
Altarch Ssotk, der ihn bereits früher gejagt hatte. Er sandte eine
kurze Holonachricht an den General, dass es ihm wieder einmal
geglückt war, aus dessen Fängen zu entkommen. Als Antwort schossen
Abfängjäger aus den Hangars des T'Kaer-Schiffs, denen Nathan nur
mit waghalsigen Manövern entkommen konnte. Cuthbert kalibrierte
kurzerhand die Bordkanone um, so das sie nun einen EMP-Impuls
abfeuerte. Mittels dieses Impulses schaltete Sir George die
Energieabschirmung des Jäger-Hangers auf dem Kriegsschiff aus, so
das keine weiteren Jäger mehr starten konnten.
To Save a Lady
Auf Davenport angekommen
verbarg sich die Gruppe in den zerstörten Industriegebieten. Die
T'Kaer hatten bei der Eroberung die meiste Industrie zerstört,
weswegen das gesamte Gebiet eine zerstörte Geisterstadt war. Mit
einer Droschke machte man sich auf den Weg.
(Wir hatten uns einen
Turn-of-the-Century-Adel für die Menschen überlegt, deswegen schien
Droschke ein guter Weg zu sein. Im gemeinsamen Brainstorming wurde
daraus eine von einem stählernen Hoverpferd gezogene, zweirädrige
Kutsche...)
In der Zwischenzeit hatte
sich das enorische Mädchen sehr abfällig über ihre Retter geäußert
und alle beschimpft, die nicht sofort taten, was sie wollte.
Schließlich rückte Kimari mit der Sprache heraus: Das Mädchen war
Asparia Dirian, die letzte lebende Nachfahrin der letzten
Sternenkaiserin. Sie waren mit dem Mädchen ebenfalls auf dem Weg zu
Lady Solvington.
Also fuhr man zum Anwesen
der Lady. Dises war allerdings schwer von den T'Kaer bewacht, die
scheinbar auch von den Gerüchten um Lady Solvingtons Aktivitäten
gehört hatten. Sir George und Cuthbert konnten durch ihre
Überredungskunst, bzw. telepathischen Kräfte, aufs Anwesen
gelangen, Nathan kletterte über die Mauer.
Natürlich wurde er prompt
erwischt. Während er die Patrouille bekämpfte, fiel der erste
Schicksalswurf des Abends - quasi ein kritischer Treffer, für den
ein sechsseitiger Würfel drei Mal in Folge die 6 zeigen muss. Als
Effekt kam den Helden zugute, dass just in diesem Augenblick der
Widerstand versuchte, die Lady zu befreien. Durch diese Ablenkung
gelang es, unbemerkt in das Schlafzimmer von Lady Jenny vorzudringen.
Nach einem kurzen Gespräch
und einigem Misstrauen führte die Lady die Gruppe in einen geheimen
Keller, in dem ihre Ausrüstung lagerte, inklusive ihres Gleiters.
Auf der Flucht durch den Wald konnte man eine Staffel Jagdflieger
sehen, die einen Angriff auf den Widerstand flogen. Einer der Jäger
entdeckte das fliehende Fahrzeug und nahm es unter Beschuss. Es
gelang, den Flieger abzuschießen – nicht zuletzt, weil Captain
Hawke den abgerissenen Spiegel des Gleiters in einen Laserstrahl
warf, der daraufhin in die Turbine des Jägers reflektiert wurde!
Canterby - Juwel der Menschheit
Mithilfe der
Widerstands-Kontakte von Lady Jenny Solvington erreicht die Gruppe
Canterby, den Sitz des Königs der Menschheit. Ungewöhnlich starke
Militärpräsenz der T'Kaer zeigt, dass hier nicht alles in Ordnung
ist. Aber furchtlos versucht man, die Kathedrale zu erreichen, unter
der Lady Jenny die Krone vermutet. Allerdings werden die Helden von
Überwachungsdrohnen identifiziert. Auf der Flucht vor menschlichen
Polizisten und T'Kaer-Sturmtruppen gerät die Gruppe in eine
Unterführung, an deren anderem Ende sie bereits weitere T'Kaer
erwarten.
Während Nathan, Cuthbert
und Sir George den Kampf aufnehmen, flüchtet die Prinzessin mit den
anderen Enorianern und der Lady durch einen Wartungsschacht. Nicht,
das das nötig gewesen wäre: Innerhalb kürzester Zeit sind die
Angreifer besiegt. Als Wort zur Regelanwendung, es waren 26 Gegner
der Klasse Kanonenfutter, die in ca. 5 Kampfrunden und weniger als 10
Minuten als Bühne für heldenhafteste Action dienten.
Sie George greift sich den
letzten Soldaten, sagt „Sag Ssotk, dass wir uns an ihm rächen
werden!“, und schlägt ihn nieder. Beim Versuch, die eigenen Spuren
zu verwischen, würfelt der Spieler von Nathan einen Schicksalswurf –
übrigens mindestens den fünften in dieser Szene allein. Ich kenne
mich mit Wahrscheinlichkeiten nicht aus, aber das war gefühlt
ungewöhnlich. Dadurch entdeckt die Gruppe, dass die Wartungstunnel
mit den Katakomben unter der Kathedrale verbunden sind.
Das passte mir als
Spielleiter gut in den Kram. Die Zeit wurde langsam knapp und ich
fragte, ob ich das Abenteuer zu einem befriedigenden Ende bringen
sollte, oder ob wir wann anders weiter spielen wollten. Kommentar
eines Mitspielers: „Ich bin bereits vollkommen befriedigt, so wie
wir gerockt haben.“ Trotzdem einigten wir uns darauf, dass ich den
Showdown vorziehe.
"It's a Trap!"
Auf dem Weg durch die
Katakombe lauerten einige fallen, die jedoch dank Cuthberts
mystischer Kraft „Erspüren“ entdeckt und umgangen werden
konnten. Bis auf den riesigen Höhlenwurm, der Nathan zu schaffen
machte, bis er schließlich in die Flucht geschlagen werden konnte.
Schließlich erreichten die Helden ein großes Gewölbe, in dessen
Mitte auf einem Altar die goldene Mondkrone von Enor lag.
Doch das ganze entpuppte
sich als Falle! General Ssotk und eine Kompanie aus 40
T'Kaer-Sturmtruppen hatte die Gruppe verfolgt. Während der General
sie noch verhöhnte, gingen die Helden zum Angriff über. Cuthbert
konnte die Krone ergattern und warf sie Lady Jenny zu, die daraufhin
mit Prinzessin Asparia und ihren Leibwächtern verschwand.
Vor dem Altar hatte eine
der enorischen Dienerinnen, Dinai Lani, sich in ein Duell mit Ssotk
verwickelt. Scheinbar war sie eine Art Priesterin, und der General
versuchte sie mit einiger Entschlossenheit zu töten. Um Dinai zu
retten, sprang Captain Nathan Hawke vor sie und beschwor das
Zweikampfritual der T'Kaer.
Während alles dem
Zweikampf folgte, versuchten Cuthbert und Sir George, das Gewölbe
zum Einsturz zu bringen. Cuthbert hatte einen Schlussstein bemerkt,
dessen fehlen zu einem Kollaps führen würde. Schließlich gelang es
Cuthbert, einen Schuss so geschickt an diversen Metalloberflächen
abprallen zu lassen – ich weiß nicht, was mit der Häufigkeit der
Schicksalswürfe los war – dass er den Stein zerstörte. Als das
Gewölbe zusammenbrach, flohen die Helden wild um sich schießend,
während Ssotk ihnen noch wildere Verwünschungen hinterher brüllte.
Die Krone und die junge
Prinzessin waren vorerst in Sicherheit. Eine neue Hoffnung für die
unterdrückten Völker, dass ihre Knechtschaft bald enden könnte.
Fazit
Als Fazit waren wir alle
sehr begeistert von der Runde. Wir hatten spontan die Idee, eine
monatlich laufenden Kampagne mit dem Setting zu bespielen und sind
bereits in der Terminfindung begriffen. Episode II lässt also
hoffentlich nicht zu lange auf sich warten´.
Danger Zone hat mich
einmal mehr vollkommen überzeugt. Für pulpige Action, in der die
Charaktere richtig rocken sollen, kenne ich nur wenige Systeme, die
so gut funktionieren. Kämpfe zwischen Personen, Raumschiffen und
Fahrzeuge greifen nahtlos ineinander, ohne den Spielfluss zu stören.
Wir hatten drei „große“
Kämpfe, die jeweils in überschaubarer Zeit abgehandelt waren. Der
Kampf gegen die 10 T'Kaer-Marines auf dem Liner hat etwa 5 Minuten
Spielzeit gedauert, obwohl ich nebenbei die Regeln erklärt habe. 26
Gegner in der Fußgängerunterführung wurden in etwas mehr als 10
Minuten abgehandelt, und 40 Mooks plus General Ssotk im „Endkampf“
waren in etwas unter 20 Minuten erledigt. Das sind gute Schnitte.
Nebenbei durfte jeder Charakter glänzen, coole Sprüche kloppen und
sich seiner Bestimmung nähern.
Ich warte ungeduldig
darauf, dass Danger Zone fertig ist und gedruckt vor mir liegt.
Sobald es verfügbar ist, kann ich es jedem uneingeschränkt
empfehlen, der auf pulpige Action und Larger-Than-Life-Helden steht.
Der Abspann
T'Kaer mit schwerem
Grabungsgerät versuchen, Überlebende aus den Gewölben unter der
Kathedrale von Canterby zu retten. Nachdem ein schwerer Felsbrocken
beiseite geräumt ist, dreht sich einer der Arbeiter um. „Ein
Medic, schnell. Der General!“
Großaufnahme auf das
Gesicht von General Ssotk, gezeichnet von Staub und Blut. Die Kamera
zoomt heran, bis das Bild nur noch die geschlossenen Augen zeigt. Mit
einem bedrohlichen Paukendröhnen springen seine Augen auf. Die
kalten Echsenaugen funkeln in die Kamera.
Ende.
Space Adventures: Episode
II – Im Zeichen der Mondgöttin
Demnächst an diesem
Spieltisch!