Montag, 25. November 2013

[Fiasco Monday] Toil & Trouble

Mit einer Woche Verspätung startet der Fiasco Monday dann doch noch. Letzte Woche hatte mich eine Mischung aus NaNoWriMo, einem Lindy Hop-Workshop am Wochenende und ganz einfach das „echte Leben“ dermaßen im Griff, das ich es einfach nicht geschafft habe, rechtzeitig fertig zu werden. Und da es nicht Fiasco Tuesday heißt, habe ich mir einfach eine Woche Zeit gegönnt, um es „richtig“ zu machen.

Anfang November habe ich ein paar Freunde in Dresden besucht. Nach einem anstrengenden Tag in der Altstadt und dem Residenzschloss kam die Frage nach einer Abendbeschäftigung auf. Da meine beiden Gastgeber, Gesa und Malte, kürzlich den Sprung vom Liverollenspiel zum Pen&Paper gewagt haben, und ihr derzeitiger Mitbewohner Josa seine DSA-Bände da hatte, stand Rollenspiel hoch im Kurs. Da mich mit DSA allerdings eher so etwas wie eine Hassliebe verbindet, war ich wenig begeistert und schlug im Gegenzug Fiasco vor – immerhin bekommt nahezu alles zum Spielen wichtige im Internet, und sobald man das Spiel ein oder zwei Mal gespielt hat, braucht man das Buch nicht mehr zwingend.

Die anderen drei waren von meiner enthusiastischen Beschreibung des Spiels wohl angetan und wollten es gerne mal ausprobieren. Also ab auf die Fiasco-Homepage und Playsets gesichtet. Nachdem wir ein paar in der engeren Auswahl hatten, entscheiden wir uns für Toil&Trouble, das inoffizielle Harry-Potter-Playset.

Nachdem alles nötige ausgedruckt und das Spiel erklärt war, ging es ans Setup. Wir wollten alle im gleichen Haus sein und entschieden uns für Slytherin. Nachdem die Würfel geworfen und verteilt waren, ergab sich folgendes Setup:

Das Setup


Norbert und Josephine waren die Vertrauensschüler des Hauses. Norbert hatte Josephine versprochen, ihr einen Liebestrank zu besorgen, damit sie sich an einem Lehrer Rächen konnte, der ihr eine schlechte Note verpasst hatte.

Josephine und Stella waren Schwester, die um die Gunst ihres Vaters, der auch Schulleiter war, wetteiferten. Josephine hatte dabei als gute Schülerin die Nase vorn, weswegen sich Stella den dunklen Künsten zugewandt hatte.

Zusammen mit Sagittaria versuchte Stella, mächtige dunkle Magie zu lernen. Beide wollten dadurch einfach nur reich und angesehen werden. Koste es, was es wolle.

Sagittaria und Norbert hatten ein eher schwieriges Verhältnis. Norbert hatte sowieso immer auf Sagittaria rumgehackt. Nachdem er aber mitbekommen hatte, das sie sich an ihm rächen wollte, verabreichte er ihr den Liebestrank, der eigentlich für Josephine sein sollte.

Und damit waren wir auch schon mittendrin in unserem eigenen, kleinen Fiasco. Norbert und Josephine stritten um den Liebestrank, wobei Norbert mehr Zeit haben wollte, um einen neuen Trank zu besorgen. Stella fand heraus, das ihre Schwester irgendeinen Deal mit Norbert hatte und war etwas verwirrt, als Sagittaria die ganze Zeit von Norbert schwärmte, statt mit ihr dunkle Zauber zu lernen. Sagittaria schließlich, unter dem Einfluss des Liebestranks, fragte Norbert, ob er mit ihr zum Winterball gehen wolle und blitzte böse ab.

Die ersten vier Szenen hatten schön den Ton für die nächste Runde angegeben. Im zweiten Durchgang wollte Norbert von Stella einen Liebestrank erwerben, denn sie war eine gute Schülerin in Zaubertränke. Dabei fand Stella heraus, dass der Trank für Josephine bestimmt war. Josephine wollte inzwischen Norbert bei ihrem Vater anschwärzen, der ihr aber nicht glaubte. Stella jubelte Norbert einen falschen Liebestrank unter, damit er keinen Unsinn mit ihrer Schwester anstellen konnte. Und Sagittaria holte das alte Zauberbuch von Tante Bellatrix hervor, um den Imperius-Fluch zu lernen, damit Norbert mit ihr zum Ball ginge.

Damit war der erste Akt auch schon beendet. Wir machten eine kurze Pause, um über das geschehene und die Richtung der Ereignisse zu sprechen, dann würfelten wir den Tilt aus. Die ausgesuchten Ergebnisse lauteten:
A stupid plan, executed to perfection
Love rears its ugly head

Beides passte prima, und wir stürzten uns in Akt 2, um unsere Charaktere grandios scheitern zu lassen.

Norbert übergab den falschen Liebestrank an Josephine, die ihn nichtsahnend annahm. Sie brachte sich auch gleich in Schwierigkeiten, als sie versuchte, den Trank dem verhassten Lehrer einzuflößen. Stela hatte inzwischen rausgefunden, was für ein Spiel Norbert mit ihrer Freundin Sagittaria spielte und stellte ihn zur Rede. Nur lief das ganz und gar nicht wie geplant, Norbert erpresste sie, um sie als Date mit auf den Ball zu nehmen. Kurz danach erwischte Sagittaria Norbert allein in der Umkleide nach dem Qudditch-Training und wirkte erfolgreich den Imperius-Fluch.

Die letzten vier Szenen standen an und wir einigten uns, das der Winterball für den Showdown am besten geeignet wäre. Insbesondere, da wir bei der Besprechung des Tilts festgelegt hatten, das Stella und Norbert wirklich Gefühle füreinander hatten, und die Dreiecksgeschichte versprach einen Knall zum Schluss.

So kam Norbert mit Sagittaria auf den Ball, was insbesondere Stella verstimmte. Natürlich kam es zum Eklat, in dessen Verlauf Norbert von Josephine mit einem Finite Incantatum vom Imperius.Fluch befreit wurde. Stella und Norbert hatten einen kleinen Augenblick, in dem sie beinahe zueinander gefunden hätten. Aber Sagittaria, immer noch unter der Wirkung des Liebestranks und schwer verletzt, richtete ihren Zauberstab auf ihre große Liebe. „Wenn ich dich nicht haben kann, dann kann dich keine haben! Crucio!“

Das war das Ende des zweiten Akts und ein schöner Abschluss für die Runde an sich. Die Aftermaths waren für alle Charaktere durchwachsen. Im Abspann wurden die weiteren Fehlschläge in den Leben der Charaktere beleuchtet, was insbesondere für Sagittaria und Stella einen Abstecher nach Azkaban bedeutete.

Das Fazit der Runde: Unglaublich toll. Die Runde erreicht einen hart umkämpften zweiten Platz in meiner Liste der besten Fiascos. Das Harry-Potter-Thema hat gut gepasst und dafür gesorgt, das es nicht ganz so düster wurde, wie es hätte werden können. Meine drei Mitspieler haben klasse gespielt und an einem Strick gezogen, obwohl alle drei Neulinge sowohl beim Fiasco-Spielen, als auch bei Indie-Spielen an sich waren. Wir hatten ein paar Schwierigkeiten am Anfang, was aber hauptsächlich dazu geführt hat, das Szenen öfter von anderen geframed wurde, statt vom aktiven Spieler selbst geframed zu werden.

Trotz der sehr guten Erfahrung mit Fiasco-Anfängern muss ich aber auch hier immer wieder betonen: Das Spiel funktioniert nur, wenn sich alle darauf einlassen und Spaß an der gemeinsamen Erzählung haben. Das war hier eindeutig gegeben und deswegen gibt es jetzt drei neue Fiasco-Fans. Besser geht es nicht.

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