Mit einer Woche Verspätung
startet der Fiasco Monday dann doch noch. Letzte Woche hatte mich eine
Mischung aus NaNoWriMo, einem Lindy Hop-Workshop am Wochenende und
ganz einfach das „echte Leben“ dermaßen im Griff, das ich es
einfach nicht geschafft habe, rechtzeitig fertig zu werden. Und da es
nicht Fiasco Tuesday heißt, habe ich mir einfach eine Woche Zeit
gegönnt, um es „richtig“ zu machen.
Anfang November habe ich ein paar Freunde in Dresden besucht. Nach
einem anstrengenden Tag in der Altstadt und dem Residenzschloss kam
die Frage nach einer Abendbeschäftigung auf. Da meine beiden
Gastgeber, Gesa und Malte, kürzlich den Sprung vom Liverollenspiel
zum Pen&Paper gewagt haben, und ihr derzeitiger Mitbewohner Josa
seine DSA-Bände da hatte, stand Rollenspiel hoch im Kurs. Da mich
mit DSA allerdings eher so etwas wie eine Hassliebe verbindet, war
ich wenig begeistert und schlug im Gegenzug Fiasco vor – immerhin
bekommt nahezu alles zum Spielen wichtige im Internet, und sobald man
das Spiel ein oder zwei Mal gespielt hat, braucht man das Buch nicht
mehr zwingend.
Die anderen drei waren von
meiner enthusiastischen Beschreibung des Spiels wohl angetan und
wollten es gerne mal ausprobieren. Also ab auf die Fiasco-Homepage
und Playsets gesichtet. Nachdem wir ein paar in der engeren Auswahl
hatten, entscheiden wir uns für Toil&Trouble, das inoffizielle
Harry-Potter-Playset.
Nachdem alles nötige
ausgedruckt und das Spiel erklärt war, ging es ans Setup. Wir
wollten alle im gleichen Haus sein und entschieden uns für
Slytherin. Nachdem die Würfel geworfen und verteilt waren, ergab
sich folgendes Setup:
Das Setup |
Norbert und Josephine
waren die Vertrauensschüler des Hauses. Norbert hatte Josephine
versprochen, ihr einen Liebestrank zu besorgen, damit sie sich an
einem Lehrer Rächen konnte, der ihr eine schlechte Note verpasst
hatte.
Josephine und Stella waren
Schwester, die um die Gunst ihres Vaters, der auch Schulleiter war,
wetteiferten. Josephine hatte dabei als gute Schülerin die Nase
vorn, weswegen sich Stella den dunklen Künsten zugewandt hatte.
Zusammen mit Sagittaria
versuchte Stella, mächtige dunkle Magie zu lernen. Beide wollten
dadurch einfach nur reich und angesehen werden. Koste es, was es
wolle.
Sagittaria und Norbert
hatten ein eher schwieriges Verhältnis. Norbert hatte sowieso immer
auf Sagittaria rumgehackt. Nachdem er aber mitbekommen hatte, das sie
sich an ihm rächen wollte, verabreichte er ihr den Liebestrank, der
eigentlich für Josephine sein sollte.
Und damit waren wir auch
schon mittendrin in unserem eigenen, kleinen Fiasco. Norbert und
Josephine stritten um den Liebestrank, wobei Norbert mehr Zeit haben
wollte, um einen neuen Trank zu besorgen. Stella fand heraus, das
ihre Schwester irgendeinen Deal mit Norbert hatte und war etwas
verwirrt, als Sagittaria die ganze Zeit von Norbert schwärmte, statt
mit ihr dunkle Zauber zu lernen. Sagittaria schließlich, unter dem
Einfluss des Liebestranks, fragte Norbert, ob er mit ihr zum
Winterball gehen wolle und blitzte böse ab.
Die ersten vier Szenen
hatten schön den Ton für die nächste Runde angegeben. Im zweiten
Durchgang wollte Norbert von Stella einen Liebestrank erwerben, denn
sie war eine gute Schülerin in Zaubertränke. Dabei fand Stella
heraus, dass der Trank für Josephine bestimmt war. Josephine wollte
inzwischen Norbert bei ihrem Vater anschwärzen, der ihr aber nicht
glaubte. Stella jubelte Norbert einen falschen Liebestrank unter,
damit er keinen Unsinn mit ihrer Schwester anstellen konnte. Und
Sagittaria holte das alte Zauberbuch von Tante Bellatrix hervor, um
den Imperius-Fluch zu lernen, damit Norbert mit ihr zum Ball ginge.
Damit war der erste Akt
auch schon beendet. Wir machten eine kurze Pause, um über das
geschehene und die Richtung der Ereignisse zu sprechen, dann
würfelten wir den Tilt aus. Die ausgesuchten Ergebnisse lauteten:
A stupid plan, executed to
perfection
Love rears its ugly head
Beides passte prima, und
wir stürzten uns in Akt 2, um unsere Charaktere grandios scheitern
zu lassen.
Norbert übergab den
falschen Liebestrank an Josephine, die ihn nichtsahnend annahm. Sie
brachte sich auch gleich in Schwierigkeiten, als sie versuchte, den
Trank dem verhassten Lehrer einzuflößen. Stela hatte inzwischen
rausgefunden, was für ein Spiel Norbert mit ihrer Freundin
Sagittaria spielte und stellte ihn zur Rede. Nur lief das ganz und
gar nicht wie geplant, Norbert erpresste sie, um sie als Date mit auf
den Ball zu nehmen. Kurz danach erwischte Sagittaria Norbert allein
in der Umkleide nach dem Qudditch-Training und wirkte erfolgreich den
Imperius-Fluch.
Die letzten vier Szenen
standen an und wir einigten uns, das der Winterball für den Showdown
am besten geeignet wäre. Insbesondere, da wir bei der Besprechung
des Tilts festgelegt hatten, das Stella und Norbert wirklich Gefühle
füreinander hatten, und die Dreiecksgeschichte versprach einen Knall
zum Schluss.
So kam Norbert mit
Sagittaria auf den Ball, was insbesondere Stella verstimmte.
Natürlich kam es zum Eklat, in dessen Verlauf Norbert von Josephine
mit einem Finite Incantatum vom Imperius.Fluch befreit wurde. Stella
und Norbert hatten einen kleinen Augenblick, in dem sie beinahe
zueinander gefunden hätten. Aber Sagittaria, immer noch unter der
Wirkung des Liebestranks und schwer verletzt, richtete ihren
Zauberstab auf ihre große Liebe. „Wenn ich dich nicht haben kann,
dann kann dich keine haben! Crucio!“
Das war das Ende des
zweiten Akts und ein schöner Abschluss für die Runde an sich. Die
Aftermaths waren für alle Charaktere durchwachsen. Im Abspann wurden
die weiteren Fehlschläge in den Leben der Charaktere beleuchtet, was
insbesondere für Sagittaria und Stella einen Abstecher nach Azkaban
bedeutete.
Das Fazit der Runde:
Unglaublich toll. Die Runde erreicht einen hart umkämpften zweiten
Platz in meiner Liste der besten Fiascos. Das Harry-Potter-Thema hat
gut gepasst und dafür gesorgt, das es nicht ganz so düster wurde,
wie es hätte werden können. Meine drei Mitspieler haben klasse
gespielt und an einem Strick gezogen, obwohl alle drei Neulinge
sowohl beim Fiasco-Spielen, als auch bei Indie-Spielen an sich waren.
Wir hatten ein paar Schwierigkeiten am Anfang, was aber hauptsächlich
dazu geführt hat, das Szenen öfter von anderen geframed wurde,
statt vom aktiven Spieler selbst geframed zu werden.
Trotz der sehr guten
Erfahrung mit Fiasco-Anfängern muss ich aber auch hier immer wieder
betonen: Das Spiel funktioniert nur, wenn sich alle darauf einlassen
und Spaß an der gemeinsamen Erzählung haben. Das war hier eindeutig
gegeben und deswegen gibt es jetzt drei neue Fiasco-Fans. Besser geht
es nicht.