Montag, 8. August 2011

Spielbericht: PDQ# auf dem FeenCon


Ich schulde dem Jörg ja noch ein Diary. Da die eigentliche Runde aber schon ewig her ist (Hannoverspielt! im April) habe ich einerseits nicht mehr alle Details parat, andererseits fiel es mir bei meinen bisherigen Ansätzen schwer, die Runde zu beschreiben. Also hebe ich mir meine Rückmeldung für eine ruhige Minute unter vier Augen auf und besänftige Jörg einfach mit einem anderen Diary. Das ist zumindest der Plan.

Da kommt es gerade recht, dass Jörg und ich uns in Bonn auf dem FeenCon Ende Juli getroffen haben. Nicht nur ihn, sondern auch diverse andere nette Leute, die ich zu selten sehe. Zwischen meinen Verpflichtungen als Uhrwerk-Supporter und dem Socializing hatte ich eine ruhige Minute, in der Jörg mir und Jan, einem anderen Bekannten, eine Runde PDQ# anbot. Natürlich war ich kurzerhand bereit. Swashbuckles of the 7 Skies steht seit Jahr und Tag in meinem Regal, ohne das ich es jemals getestet hätte. Und Mantel-und-Degen ist nun mal eins meiner Lieblingsgenres.

Also wurde kurzerhand eine Runde ausgeschrieben, als Hintergrund Théah (die Welt von 7th Sea) festgelegt und ein Tisch belegt. Es stießen zwei weitere Mitspieler zu uns und die Charaktererschaffung ging los. Die beiden neuen Mitspieler waren anfangs etwas von PDQ überfordert. Aber Jörgs hat den Prozess sehr souverän geführt, so das wir nach etwa 20 Minuten die Charaktere beisammen hatten.

Da die Runde recht kurz werden würde (spätestens um 19 Uhr wollte mein Fahrer zurück gen Hannover aufbrechen), gab Jörg ein paar Details vor. Jeder Charakter sollte eine offene Rechnung mit einer Madame Z haben. Außerdem musste jeder Charakter die Stärke „Pirat“ wählen.

Die Charaktere waren:
Marie la Pernesse, eine Adlige, der Madame Z den Verlobten ausgespannt hatte
Msr. Grenoble, ein Hochstapler
Giuliano, ein Schurke mit vielen Gesichtern
Fernand-Etienne de Toureille, ein Musketier, der unehrenhaft entlassen worden war (mein Charakter)

Jörg ließ uns direkt einsteigen. Wir hatten erfahren, dass Madame Z heiraten wollte. Nicht nur das, auch noch den es sollte auch noch Maries ehemaliger Verlobter sein, den die hinterhältige Schlange ihr vorm Altar fortgestohlen hatte.

Diese Hochzeit galt es zu verhindern! Also gingen wir in einer geschützten Bucht von Bord unseres Piratenschiffs und machten uns auf zum Anwesen der Madame. Dort angekommen sahen wir, dass die Vorbereitungen in vollem Gange waren. Msr. Grenoble und Giuliano mischten sich unter die Diener. Für Marie und Fernand war das keine Option. Also griff Fernand sich kurzerhand die Dame, warf sie über die Schulter und erkletterte die Rosenhecke zum Schlafgemach der Madame Z.

Bis hierhin hatten wir schon ordentlich Fahrt in die Verteilung der Style Dice bekommen. PDQ# Sharp gibt einen festen Pool an Bonuswürfeln vor, den SL und Spieler untereinander für tolle Aktionen und Sprüche verteilen können. Dafür gibt das Regelwerk ein zum Genre passendes Codewort vor („Good form!“ oder „Indeed, good form!“), das wir für diese Runde in „Bravo!“ änderten, weil Jörg“Gute Form!“ nicht gefiel.

Der Style Dice-Fluss sollte übrigens immer weiter in Fahrt kommen. Jan und ich drehten vom ersten Moment an voll auf. Die Spielerin von Marie fand schnell in den Mantel-und-Degen-Geist, und auch der Spieler von Msr. Grenoble war bald vollkommen bei der Sache.

Fernand und Marie kamen auf dem Balkon der Madame an, von wo aus sie ihre Feindin mit einer blonden Schönheit belauschen konnten. „Heute Abend heirate ich und morgen stirbt dein Sohn“, das waren die Worte der Intrigantin. Unbemerkt von Marie und Fernand lauschten an der Zimmertür auch ihre Kameraden. Bevor aber jemand handeln konnte, öffnete Fernand die Balkontür. Mit der Frage „Wollen wir darauf wetten?“ folgte er ganz seiner Spielernatur, die seine große Schwäche war.

Ab hier überschlugen sich die Ereignisse. Die Zimmertür flog auf und Msr. Grenoble warf eine unbezahlbare Vase nach Madame Z. Marie zückte ihre Messer und griff die Dame ebenfalls an. Sie konnte nur eine kleine Wunde schlagen, bevor die Madame ihrerseits in die Offensive ging. Nachdem sie Wachen gerufen hatte, ging sie verbal Marie an: „Vielleicht wäre dein Verlobter bei dir geblieben, wenn du dich im Bett mehr angestrengt hättest.“ Das saß, Marie war vollkommen Sprachlos.

Hier zeigte sich, dass der soziale Konflikt in PDQ# ebenso wirkungsvoll ist, wie der physische Kampf. Der Angriff, den Jörg gegen Marie ausführte, setzte den Charakter nahezu außer Gefecht. Ein schöner Touch, da in Swashbuckling-Filmen das Geplänkel zwischen Helden und Bösewichten dazu gehört. Da der Mechanismus genauso funktioniert wie der „normale“ Kampf, kommt es auch zu keinen Brüchen im Spielfluß.

Während der Rest der Gruppe sich mit Madame Z beschäftigte, ging Fernand auf die blonde Dame zu. „Ihr kennt mich nicht, Mademoiselle, aber darf ich euch anbieten, euren Sohn zu retten?“ Die junge Dame schmolz dahin und erzählte, ihr Sohn werde in der Feste Charousse festgehalten. Einen leidenschaftlichen Kuss später standen die Wachen bereits vor der Tür.

Zeit für die Flucht. Während Giuliano und Msr. Grenoble in einen Brunnen utner dem Fenster sprangen, nachdem sie die Waren unter einem Wandteppich vergraben hatten, griff Fernand sich die immer noch reglose Marie, um mit ihr in den Armen ebenfalls im Brunnen zu landen.

An dieser Stelle hatte ich eine Menge Style Dice gesammelt, über zehn müssen es gewesen sein. Inzwischen legte ich es darauf an, irgend etwas zu würfeln, um die Bonuswürfel zu nutzen. Immerhin ist die Gesamtzahl der Style Dice begrenzt und langsam wurde es mit dem Vorrat eng. Aber Jörg ließ mich einfach nicht würfeln! Einerseits ein schöner Zug, stilvolle und genregerechte Aktionen einfach durchzuwinken. Andererseits geriet dabei der Ressourcenfluss in Gefahr. Aber das ist der einzige Kritikpunkt an der Runde, also sei's drum.

Als nächstes stand der Ritt zur Feste Charousse an. Kurzerhand wurden Pferde in der nahegelegenen Poststation gestohlen und nach einem harten Ritt erreichten wir die Festung im Morgengrauen. Jörg legte fest, dass meine Familie einen Geheimgang in die Burg kannte. Allerdings kaufte sich Msr. Grenobles Spieler mit seinen Style Dice einen bekannten in der Burgwache, der uns ohne Problem einließ. Wir eilten in das Gefängnis, das luxuriös ausgestattet in einem der Türme lag.

Der Junge wurde befreit. Nachdem Marie in beruhigt hatte, musste Fernand ihn aus der Burg tragen. Immerhin hatte er den anderen die Befreiung eingebrockt. Doch bevor die Gruppe durch den Geheimgang fliehen konnte, wollte Giuliano Beweise gegen Madame Z stehlen. Das große Buch mit der Gefangenenliste sollte uns helfen, unsere Feindin zu diskreditieren.

Außerdem wollten wir an dieser Stelle den finalen Kampf provozieren. Also gab sich Msr. Grenoble als General aus, der die Truppen in der Verwaltung ablenkte. Vollkommen auf Ärger aus, ging Fernand mit dem Jungen im Arm hinter den stramm stehenden Soldaten her zum Schreibtisch, um das Buch zu nehmen. Allerdings waren die Würfe aller beteiligten und deren Einsatz von Fähigkeiten und Bonuswürfeln zu gut, dass auch diese Aktion gelang. Unbemerkt flohen wir aus der Feste.

An dieser Stelle war der Slot auch vorbei. Wir hatten auch ohne einen Kampf viel Action und noch mehr grandiose Heldentaten erlebt, weswegen niemand das letzte Gefecht vermisste. Jörg hat in zweieinhalb Stunden (inklusiver der Charaktererschaffung) eine schöne Situation geschaffen, mit der wir klasse spielen konnten. Eine Mischung aus einem genresicheren SL und begeisterten Spielern reichte aus, um PDQ# in voller Fahrt erleben zu können.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass die Runde mein Highlight auf dem FeenCon war. Mein Dank dafür gilt meinen Mitspielern, die grandios zusammen gearbeitet haben, um die Runde mit Leben zu füllen, und dem SL für die spontane Runde, die dennoch souverän und routiniert geleitet war.

Da ich Jörg aber kenne, weiß ich, dass Kritik ihm wichtig ist: Ich kann wirklich nur den Punkt mit dem Style Dice-Fluss wiederholen. Wenn die Fanmail-Ressourcen begrenzt sind, möchte ich sie auch wieder ins Spiel bringen können. Ich habe nicht dagegen, wenn passende Aktionen „durchgewunken“ werden, im Gegenteil schätze ich das eigentlich. Aber so blieb mir nur übrig, Fanmail für jede Kleinigkeit zu geben. Das ist zwar im Sinne des Spiels, hatte aber zur Folge, dass ich nahezu keine Bonuswürfel für meinen Charakter nutzen musste. Das fand ich etwas schade, auch wenn es das Spielerlebnis nicht wirklich beeinträchtigt hat.

Wenn nach dem Bericht jemand auf PDQ# neugierig geworden ist: Hier der Link zur Homepage des Systems. Im Tanelorn haben sich mehrere Personen zusammen gesetzt, um eine vom Autor abgesegnete Fanübersetzung zu schaffen, die frei erhältlich ist. Der Link zur deutschen Version der Regeln findet sich hier.