Freitag, 3. September 2010

Das Rollenspiel und ich

Da ist also mein erster Blogeintrag. Ich werde mal sehen, wohin mich das führt. Derzeit plane ich, einmal die Woche etwas zu posten. Halte ich das durch? Das wird sich zeigen.

Auf jeden Fall halte ich es für sinnvoll, dem geneigten Leser in meinem ersten Post etwas über meinen Werdegang, rollenspielerisch gesehen, mit auf den Weg zu geben. Einfach, um meinen Gedanken und Aussagen etwas Kontext zu verleihen.

Meine ersten Erfahrungen mit Rollenspielen waren die Abenteuer-Spielbücher. Die „Analand-Saga“, „Die Masken von Mayhem“ und „Sumpf der Skorpione“ befinden sich immer noch in meinem Regal. „Einsamer Wolf“ habe ich nur kurz angespielt. Denn kurz nach meiner Entdeckung der Spielbücher brachte mich ein Schulfreund auf Rollenspiele. Das war in der siebten Klasse und damit 1992.

Die MERS-Box wurde zu meiner Einstiegsdroge. Bald wechselten wir zu Rolemaster. Unsere kleine Dreierrunde spielte so oft es nur ging, was damals zwei oder drei Tage die Woche hieß. Wir begingen jeden Anfängerfehler, den man mit 13 Jahren nur begehen kann (und wahrscheinlich noch ein paar mehr), aber wir hatten unseren Spaß. Mit meinen beiden Mitspielern und hier und da angesammelten Gelegenheitsspielern probierten wir auch Shadowrun und Vampire aus.

Auf der allerersten Hannover spielt! lernte ich Runequest kennen und vorerst lieben. Mit einem Klassenkameraden kaufte ich mir Grundbuch und diverses Zusatzmaterial und gründete meine erste eigene Runde. Die Mitspieler waren ebenfalls Klassenkameraden, die wohl eher mitspielten, weil irgendwie alle Kumpels dabei waren. Nicht selten gab es Reibereien, einmal sogar handfesten Streit. Trotzdem blieb die Runde nahezu Lückenlos, wenn auch mit wechselnder Besetzung, bis zum Ende der Sekundarstufe I bestehen.

Irgendwann wechselte ich dann zu einer Star Wars-Runde, damals noch nach dem W6-System von West End Games. Über Hannover spielt! sammelten sich langsam mehr und mehr Systeme in meinem Schrank an. Aber die Mitspieler fehlten einfach. Meine Ursprungrunde hielt sich nicht so lange und meine Runde aus Gelegenheitsspielern befriedigte mich nicht mehr so richtig. Zum Glück lernte ich in etwa zu dieser Zeit die Menschen kennen, mit denen ich den Einstieg ins Larp finden sollte (und die größtenteils bis heute mit mir larpen). Diverse One-shots hielten mich über Wasser, bis schließlich zu Beginn meines Studiums meine erste wirklich regelmäßige Runde entstand.

Ein paar Freunde und ich taten uns zusammen, um einmal die Woche zu spielen. Kleinster gemeinsamer Nenner war DSA, was von da an enthusiastisch gespielt wurde. Die Runde dauerte nahezu drei Jahre, auch wenn mir dabei etwas fehlte. Ich wechselte meine Charaktere so oft, das sie etwas beliebig wurden. Unser Spielleiter machte einen guten Job, aber ich würde heute nicht davon sprechen, das wir eine Kampagne gespielt hätten. Es waren viele unzusammenhängende Abenteuer, in denen die Charaktere und ihre Streitereien die einzige Konstante waren.

Der Punkt, an dem sich mein derzeitiger Spielstil zu formen begann, lag kurz vor Ende der DSA-Runde. Mit einer anderen Runde stieg ich in eine Star Wars-Kampagne ein, diesmal nach dem D20-System. Hier waren die Charaktere auf einmal wichtig. Hintergründe, Bekanntschaften, Ziele, alles spielte eine Rolle. Mein Jedi-Schüler und seine Schwester in der imperialen Flotte, die Herkunft unseres Söldners, alles vermischte sich zu einem großen ganzen das ich immer noch in guter Erinnerung habe.

Irgendwann zu dieser Zeit entdeckte ich auch das Tanelorn-Forum, damals noch das GroFaFo, für mich. Damit begann eine wirkliche Entwicklungsphase. Ich entdeckte Rollenspieltheorie, Indie-Spiele und allgemein viel gebündeltes Wissen rund ums Rollenspiel. Mein erstes Indie-Spiel war dann Dogs in the Vineyard, das ich auf Hannover spielt! antesten konnte (InSpectres besaß ich zu dem Zeitpunkt schon, aber hatte es nie als Indie gesehen).

Zeitgleich zerfiel die DSA-Runde. Ich setzte die Runde mit einer Pendragon-Kampagne fort, die ich leider unter „Totalfehlschlag“ verbuchen muss. Meine Pläne waren zu hochtrabend und zu schlecht geplant. Das eine oder andere Highlight gab es, aber letztlich war es für alle besser, als wir damit aufhörten. Trotzdem mag ich den Charme des Systems immer noch, auch wenn es heute etwas altbacken wirkt. Ein perfektes Beispiel für gelungene Genre-Umsetzung.

Momentan leite ich selber zwei Kampagnen. Eine ist eine 7th Sea-Kampagne, die ich seit mittlerweile fast zwei Jahren leite und die aus der Star-Wars-Runde entstanden ist. In dieser Kampagne versuche ich alles, was mich am Kampagnenspiel begeistert, umzusetzen. Die Kampagne ist auf die Charaktere, ihre Wünsche und Hintergründe zentriert. Da Genre ist die Leitlinie und soziale Interaktion und Konflikte sind genauso wichtig wie blitzende Degen. Bis jetzt ist die Kampagne erfolgreich und die Kritik meiner Mitspieler hilft, mich immer weiter zu verbessern.

Seit zwei Monaten leite ich eine Song of Ice and Fire-Kampagne nach dem System von Green Ronin. Da die Spielfrequenz monatlich ist, ist noch nicht so viel geschehen. Aber hier versuche ich mich an einem offenen Setting mit Hintergrundhandlunge, die von den Spielern rezipiert und beeinflusst werden können, aber auch ohne sie statt finden. Ich bin auf das Ergebnis gespannt.

Inzwischen ist mein Kreis an Mitspielern auch deutlich gewachsen. Mit den Hannoveranern aus dem Tanelorn und diversen Freunden spiele und teste ich diverse Systeme. Da Tanelorn bleibt weiter mein hauptsächlicher Bezugspunkt, was die Erweiterung meines Horizonts angeht. Man sagt mir mittlerweile nach, ein guter Spielleiter zu sein, wobei ich selbst noch jede Menge Möglichkeiten zur Verbesserung sehe.

Zusammenfassen kann man meinen Stil wohl so: Ich mag „heldige“ Systeme, in denen die Charaktere etwas „reißen“ können. Da bin ich auch ein wenig Powergamer. Man gebe mir ein System mit ordentlichem Crunch, dann kann ich loslegen. Aber mein Hauptaugenmerk sind Drama und Charakterzentrierung. Ich möchte Helden in der Geschichte, keine Wasserträger, die den NSC die Drecksarbeit abnehmen. Mantel-und-Degen sowie Space Opera ziehe ich der Standard-Fantasy jederzeit vor. Obskure Settings, die mich ansprechen und begeistern sind dafür verantwortlich, dass mein Rollenspielregal überläuft. Hellas, anyone?

So, jetzt wisst ihr, wo ich stehe und wie ich da hin gekommen bin. Wohin es noch geht, wird sich zeigen. Momentan interessiere ich mich für französische Rollenspiele und möchte unbedingt mal eine Hellas-Kampagne spielen. Auch Fate ist für mich gerade sehr faszinierend. Mal sehen.

2 Kommentare:

  1. Willkommen unter den Bloggern.

    Ich freue mich auf viele Nachrichten aus der hannöverschen Szene...!

    Dirk

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  2. Wie viele Szene-Neuigkeiten es geben wird, werde ich mal sehen. Aber wenn der Rollenspiel-Stammtisch gut anlaufen sollte, gibt es da vielleicht auch bald was zu berichten.

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