Montag, 10. September 2012

"Und Kill auf 4. Das wird toll!"

Tanelorn-Sommertreffen 2012, Teil 2 – Spielbericht Hollowpoint

Am Donnerstag Abend war Hollowpoint angesagt. Ich hatte das Spiel bisher nur gelesen, aber weder gespielt noch geleitet. Dafür hatte ich zwei Spieler in der Runde, die das System schon kannten.

Die Vorgeschichte der Runde war ein wenig verworren, woran ich nicht ganz unschuldig bin. Ein anderer SL hatte die Runde angeboten, musste aber das Treffen absagen. Ich bot mich an, die Runde als SL zu übernehmen, aber andere Spieler waren schon abgewandert. Deswegen sagte ich den beiden übrigen Spielern ab, allein schon, um mehr Zeit für die Vorbereitung meiner anderen Runden zu haben. Daraufhin organisierten die beiden übrigen Spieler zwei neue Mitspieler, damit die Runde trotzdem stieg. Auf dem Treffen stieß dann noch ein weiterer Spieler zu uns.

In Hollowpoint spielt man Agenten, die eine Mission zu erfüllen haben – mit allen Mitteln. Wie es im Untertitel heißt: Bad people killing other bad people for bad reasons. Charakterverschleiß ist eingeplant, blutige Action ist das Spielziel.

Bereits im Forum hatten wir die Agency, also den Auftraggeber der Charaktere erstellt. Das Szenario sollte Hong Kong Ende der 90er Jahre sein. Die verschiedenen Verbrecherorganisationen nutzen die Charaktere, um das Gleichgewicht der Macht zu erhalten. Die Mission der Agenten war es, eine undichte Stelle aufzudecken, die einem neuen Kartell Informationen zuspielte und gleichzeitig den Neulingen zu zeigen, wer in der Stadt das Sagen hat.

Also machten wir uns an die Charaktererschaffung. Da man nur einige Punkte auf sechs Fähigkeiten verteilen muss (Kill, Cool, Terror, Con, Take, Dig – man sieht, wo das Spiel hin will), sich einen Namen ausdenken muss und ein paar Traits festlegt, vielleicht eine geheime Komplikation, ist das schnell getan. Lassen wir außer acht, das wir drei Mal innerhalb der Burg umziehen mussten, bevor wir anfangen konnten: Der Prozess ist denkbar einfach.

"Und Kill auf 4. Das wird toll!" - Tabula Rasa

Also legten wir mit los. Ich ließ die Spieler den größten Teil der Zeit dir Szenen framen und fügte nur Details hinzu. Die erste Szene spielte bei einem Informanten der Kartelle, Wang Go, der im Verdacht stand, das neue Kartell, die Sheng Zhou Triade, mit Informationen zu versorgen. Wang wurde bedroht und ausgefragt, bis schließlich einem Agenten (ich glaube, dem Charakter von Karsten?) der Geduldsfaden riss und der kleine Sohn des Informanten erschossen wurde. So kam man schließlich auf Lucy Weng, die für das neue Kartell arbeitete.

Die zweite Szene fand zwischen Deagols Charakter und Lucy statt. Deagol legte fest, dass sein Charakter eine Affäre mit Lucy hätte. Er beschrieb eine Liebesnacht, in der er versuchen wollte, Lucy auf die Seite der Agency zu ziehen, um ihr mehr Informationen über die Triade zu entlocken.

„Ich habe diesen lasziven Gang, den nur Männer drauf haben, die einen Bauch und einen Arsch haben." - Deagol

Aber alles Süßholzraspeln half nichts. Lucy drehte den Spieß sogar um: Deagols Charakter verlor den Konfliktund wurde seinerseits umgedreht. Statt mit einem Stage Effect (also "verletzt") weiter zu spielen, entschied sich Deagol, den Charakter aufzugeben. Da er in dieser Szene auch einen Konflikt hatte auflösen können – nämlich die Affäre mit der Informantin – gewann er die Szene und kam mit einem Operative zurück ins Spiel, statt mit einem einfachen Agenten.

Nachdem ein Agent aus dem Spiel ist, wird sein Ersatz zum neunen Team-Anführer. Der neue Anführer darf das übrige Team runtermachen ("Dressing Down") und das Missionsziel neu definieren. Also las Deagols Charakter den Agenten die Leviten und gab als neues Missionsziel vor, das die Sheng Zhou Triade innerhalb von 24 Stunden zerschlagen werden musste.

Um direkt damit anzufangen, schwärmten die Agenten aus, um Einrichtungen der Triade zu überfallen. Im Zuge dieser Aktion wollten sie auch Daten über den Aufenthalt des Triaden-Bosses finden. Zwar fing die Aktion mit einigen Rückschlägen an – einige Charaktere gerieten unter Feuer – aber schließlich gelangte Bombshells Charakter an die Daten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde auch der Teamwork Pool öfter genutzt, auch wenn einige Hilfsanfragen mit einem herzhaften "Fick dich!" beantwortet wurden – wie es das Regelwerk vorschreibt!

Jetzt hatte man die wichtigsten Informationen über den Gegner beisammen. Der Boss, Hu Liang, residierte in einem Anwesen auf dem chinesischen Festland. Also wurden kurzerhand ein paar Grenzer geschmiert. Während eines Balls gelang es, mit vereinten Kräften in das Gebäude einzudringen. Nachdem die Sicherheitseinrichtungen ausgeschaltet waren, nutzte Tabula rasa ihren Cool-Wert von 5, um zum Boss vorzudringen. Der Boss und mehrere Wachen starben schließlich im folgenden Gefecht.

Nach einer Szene mit einem Sieg über einen Principal (einem wichtigen NSC, in diesem Fall Hu Liang) muss immer eine Retaliation-Szene folgen. Und sie folgte auf dem Fuss. Chinesische Spezialeinheiten mit Hubschraubern griffen das Anwesen an, um die Eindringlinge zu töten. Ein wildes Feuergefecht entbrannte, in dessen Verlauf Blechpirats Charakter einen der Militärhubschrauber erbeutete. Der letzte Helikopter wurde von Shegos Charakter mit einer RPG aus der Luft geblasen.

Nach kurzer Beratung war klar, dass Lucy gestoppt werden musste, um das Kartell zu zerschlagen. Der Angriff auf das Hauptquartier der Triade in Hong Kong war gekommen. Das Hochhaus einer großen Bank diente als Fassade für die Triade. Ein Angriff über das Dach wurde mit mit Hilfe des erbeuteten Helikopter geführt. Und der Angriff wurde ein Desaster!

Ich setzte einen Catch auf die Szene. Das bedeutet, dass die Spieler eine zweite Aufgabe haben, die erfüllt werden muss, bevor der Konflikt gewonnen werden kann. In diesem Fall musste die Gruppe verhindern, dass Lucy das Triaden-Vermögen verschieben konnte. Dazu waren einige Take-Würfe notwendig, die im Kampf fehlten. Das merkte man auch: Drei Charaktere starben im folgenden Gefecht. Tabula Rasas Charakter wurde von Lucy erstochen, nachdem Blechpirat bereits von ihr niedergeschossen worden war. Bombshells Charakter wurde Opfer der Wachen.

„Ich sterbe auf jeden Fall. Und ich komme als Mädchen wieder.“ - Blechpirat

Also kamen drei neue Agenten ins Spiel. Bombshell wurde der neue Anführer, es gab ein kurzes Dressing Down, dann wurde die Mission ein letztes Mal neu definiert: Findet und tötet Lucy Weng!

Mein neuer Charakter ist eine typische amerikanische Blondine in Lederklamotten.“ - Blechpirat

Lucy war inzwischen auf einer Luxusyacht nach Korea entkommen, wo sie vom chinesischen Geheimdienst beschützt wurde. Die Agenten reisten mit einem U-Boot nach Korea und griffen die Yacht an. Im folgenden Gefecht wurde noch einmal alles ausgepackt. Schwere Maschinengewehre, Flammenwerfer, Granaten. Am Ende war Lucy tot, die Yacht zerstört, aber auch Bombshells Charakter war erneut gestorben.

Wir verzichteten auf die letzte Retaliation-Szene, da es mittlerweile sehr spät war. Wir hatten gegen 20 Uhr angefangen, inzwischen war es nach 1 Uhr. Also Zeit, den Erfolg zu feiern.

Mein Fazit: Hollowpoint hat wahnsinnig Spaß gemacht! Meine Mitspieler haben unglaublich gerockt und die Beschreibungen der – teilweise exzessiven – Gewalttaten waren phantasievoll und detailreich. Die Regeln haben nach der ersten Konfliktszene, die noch etwas holprig war, sehr gut funktioniert. Ich habe teilweise extremes Würfelglück gehabt, was es für die Spieler nochmal härter gemacht hat.

Man muss als Spielleiter die Spieler glänzen lassen. Man kann keinen Konflikt dauerhaft gewinnen, obwohl die Würfelpools des Spielleiters ständig größer werden. Man stellt einfach die Opposition, an der sich die Spieler austoben können. Ein Catch kann Szenen sehr herausfordern machen, ebenso ein Principal. Die Kombination aus beiden, zusammen mit großem Würfelglück auf meiner Seite, hat zwar zum Ableben von drei Charakteren in einem Konflikt geführt, aber gewonnen habe ich den Konflikt letztlich, weil die übrigen Charaktere geflohen sind.

Insgesamt hat mich Holowpoint voll überzeugt. Man kann ohne große Vorbereitung einfach losspielen, und die Regeln tun genau das, was sie wollen. Ich kann das Spiel nur empfehlen und bedanke mich bei meinen Mitspielern (Blechpirat, Bombshell, Deagol, Shego und Tabula Rasa) für eine gelungene Runde!

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